Kronen-Aufbau nach dem Palmer-Öschberg-System

Öschberg-Schnitt - intensiv oder extensiv           - Herbert Ritthaler -

Durch Entwicklung immer schwächerer Unterlagen und perfektionierte Erziehungsformen sind im Erwerbsobstbau heutzutage hohe Erträge auf niedrigen Bäumen kein Problem mehr. Allerdings sind diese insgesamt anspruchsvoller: sie benötigen besseren Boden, gleichmäßige Feuchtigkeit und schwachwüchsige Kernobstbäume brauchen Stützen.    

Palmer-Bäume im RemstalÖschbergschnitt Halbstämme
In der Zeit davor versuchte man durch geschicktere Baumerziehung auch auf starkwüchsigen Bäumen höhere Produktivität zu erzielen. Eine dieser Methoden ist der in der Schweiz in den 1930er Jahren entwickelte Öschberg-Schnitt. Eine konsequent offene Kronenform mit schräg ansteigenden Hauptästen ermöglicht die Erzeugung von Tafelobst auf Hoch- und Halbstämmen. Der klassische Öschberg-Schnitt dient der Intensivkultur auf starkwüchsigen Bäumen. Jahrzehntelang hatte der Obstschnitt-Experte Helmut Palmer dieses geniale Konzept als einziger gelehrt und weiterentwickelt.    

Die wesentlichen Merkmale der Öschberg-Krone:    

  •  runde Pyramidenkrone mit 3 bis 4 kräftig ansteigenden Hauptästen    
  •  mit den Ästen gleichrangige Stammverlängerung, welche diese nur wenig überragt    
  •  die Hauptäste dürfen ansteigen und neigen deshalb nicht zur Schossbildung   
  •  zahlreiche begleitende Äste garnieren die Hauptäste    
  •  alle Seitenäste werden konsequent untergeordnet, der Ertrag setzt dadurch früh ein    
  • oben gibt es keine weitere Hauptastserie, nur flache Fruchtäste    

Das Grundgerüst des Öschberg-Baumes trägt einen Fruchtholzbesatz von hoher Produktivität, der regelmäßig einen Umtrieb erfährt. Der Fruchtast erreicht je nach Schnittrhythmus ein Alter von 5 bis 10 Jahren.    

Für den Erwerbsobstbau ist der Öschberg-Schnitt z.Zt. nicht relevant – der Zeitaufwand für Ernte und Schnitt ist auf hohen Bäumen doch zu hoch. Für den Freizeitanbau dagegen ist er
hochinteressant. Denn die Methode kann sehr leicht erlernt werden und ermöglicht vitale, gut überschaubare und angenehm zu bewirtschaftende Bäume.    
   
Nach der Grunderziehung eines Öschberg-Baumes lässt sich jederzeit entscheiden, wie es  weitergehen soll: jährlicher Schnitt, Rhythmus von     2-3 Jahren oder später auch weitgehend freier Wuchs. Der Öschberg-Schnitt ist bei jeder Obstart anwendbar, allerdings muss mit unterschiedlichen Reaktionen gerechnet werden. Während Süßkirschen sich meist willig in die Form fügen und auch nach Jahren die offene, breite Krone beibehalten, benötigt so manche Birne immer wieder Korrekturen, damit sie sich nicht überbaut.    

Wesentlich ist die Frage der Endhöhe: wollen wir den Baum auf ein erreichbares Maß  begrenzen oder soll er weiter zulegen und richtig groß werden? Dann entzieht er sich irgendwann unseren Möglichkeiten, die Form zu kontrollieren - er wird frei.    
Fazit: wir praktizieren heute die klassische intensive und eine neue extensive Variante des Öschberg-Schnittes, mit allen Abstufungen dazwischen.

Öschberg-Schnitt - intensivÖschberg-Schnitt - intensiv

Öschbergschnitt-Lehrfilm Teil 1

Schnittkurs von Helmut Ritter, ehemaligem Schüler von Helmut Palmer.
Im ersten Teil führt er sehr anschaulich in die theoretischen Grundlagen des Oeschberg-Palmer-Schnitts ein.

Öschbergschnitt-Lehrfilm Teil 2

Das Video zeigt den zweiten Teil eines Schnittkurs von Helmut Ritter, ehemaligem Schüler von Helmut Palmer, mit praktisch durchgeführten Schnittmaßnahmen an verschiedenen Obstbäumen.

Erklärungen in Wikipedia

Eine ausführliche Darstellung gab einst die Universität Kassel, sie ist online leider nicht mehr auffindbar.

Buch:  Der Palmer-Schnitt - Spitzenerträge im Bio-Streuobstbau (ISBN: 978-3-440-13029-2 Kosmos-Verlag)